Artikel erschienen in den Jülicher Nachrichten am 16.03.2015, Lokalteil, Seite 24 E, Nummer 63

Ein Zweiakter mit fabelhaften Akteuren

 

„Bühne 80“ beschert mit Premiere von „Und ewig rauschen die Gelder“ höchst vergnüglichen Abend. Bizarre, spannende Handlung.

 

Jülich. Einen höchst vergnüglichen Abend erlebten die Gäste in der voll besetzten Stadthalle bei der Premiere von „Und ewig rauschen die Gelder“, im Original „Cash on Delivery“ von Michael Cooney. Gewohnt ausdrucksstark und mit viel Spielfreude brachte das beliebte Jülicher Ensemble „Bühne 80“ unter Regie von Petra Piel den Zweiakter mit seinem zunehmend bizarren Handlungsverlauf und aufbauendem Spannungsbogen als ihr 34. Stück zur Aufführung.

Zentrale Kulisse ist das gemütliche Wohnzimmer der Swans mit drei Nebentüren und einer Treppe zum Dach. Bei den Stadtwerken arbeitslos geworden, untergräbt Protagonist Eric Swan (ein erstklassiger Henning Achenbach im Dauereinsatz) seit zwei Jahren mit großem Einfallsreichtum das Sozialsystem. Wöchentlich trifft ein Scheck vom Sozialamt für seinen nach Kanada ausgewanderten Untermieter Rupert Thompson ein. Ferner fließen Alters-, Invaliden, Unfall- und Frührente, Schlechtwetter-, Kranken-, Wohn- und Kindergeld für imaginäre Hausbewohner vom Sozialstaat. Schlitzohr Onkel George (Andreas Kupka) wurde Swans Partner und betreibt ein florierendes Flohmarktgeschäft mit per Rezept verordneten Bruchbändern und Stützstrümpfen, Miedern und Perücken. „Bevor ich wusste, was ich tat, hatte ich eine Art Schneeballeffekt ausgelöst“, muss Swan später seinem Untermieter Norman Bassett (Jens Range) gestehen, als unangemeldet Mr. Jenkins (Andreas Hardt) als Außenprüfer des Sozialamtes erscheint, um fällige Unterschriften einzuholen. Swan muss sich als Thompson ausgeben, um die eingeforderte Unterschrift zu leisten und zwingt Bassett, seinerseits in Swans Rolle zu schlüpfen. Schließlich schuldet Bassett ihm Miete und will seine bevorstehende Hochzeit nicht gefährden. „Du bist gar nicht da, du bist heute morgen gestorben“, eröffnet Swan ihm, als er Jenkins bereits ins Esszimmer verbannt hat. Um „aus dieser Nummer wieder rauszukommen“, hatte er entschieden, seine Leute „nach und nach sterben zu lassen“. Doch schon taucht Gemeindeschwester Sally Chessington (Evelyn Wirtz) wegen des angeblichen Todesfalls auf. Erste Widersprüche entwickeln sich. Als Beschäftigungstherapie wird Sally mit den Beerdigungsvorbereitungen betraut. Später erscheint Ehefrau Linda Swan (Claudia Cormann-Wiersch) überraschend zu Hause, sie erwartet „privaten Besuch“: nicht den vermuteten Liebhaber, sondern den offensichtlich schwulen Dr. Chapman (Albert Junker). Linda hat vermeintliche transsexuelle Vorlieben ihres Mannes entdeckt. Indessen taucht Onkel George in Unterwäsche aus dem Schlafzimmer auf. Eigentlich wartet er auf Kleidung von Bassett, denn er soll als vermeintliche Mrs. Swan die verlangte Unterschrift leisten. Mr. Swan steht nicht mehr zur Verfügung, weil er in Thompsons Rolle schlüpfen musste, und Bassett spielt den Sohn des Verstorbenen. Inzwischen befindet sich in jedem Raum eine Person, die der jeweils anderen nicht begegnen soll... Schließlich stößt Bestatter Mr. Forbright (Martin Günzel) zu der nervlich bereits schwer angeschlagenen Truppe.

Die groteske Handlung mit vom Dach stürzenden Sozialamtspersonen, auferstehenden Leichen und geständigen Betrügern scheint ohne Ausweg, oder doch? Jedenfalls verpflichtete Mrs. Cowper am Ende das Publikum zum Stillschweigen, damit die Presse keinen Wind davon bekommt. Donnernder Applaus war der Lohn der fabelhaften Akteure auf und hinter der Bühne.

Wer das Stück und seine Auflösung sehen möchte, hat dazu noch Gelegenheit am 20. und 21. März, Beginn jeweils um 20 Uhr. (ptj)

 

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